Die Lage der Dritten
Infektionskrankheiten sind kein Schnitzelklopfen
Stellen sie sich einmal vor, jemand hätte ihnen vergangenes Jahr zu diesem Zeitpunkt gesagt, dass wir in Kürze eine MNS-Pflicht haben werden, die Regierung die Gastronomie nahezu komplett lahmlegt, es Kontaktbeschränkungen geben wird, Freizeiteinrichtungen geschlossen bleiben und der Amateur- und Freizeitsportbetrieb ruhen muss. Ja, diese Person hätte wahrscheinlich jeder von uns kurz ausgelacht und anschließend aus dem Bild getreten.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Diese Person würde jetzt spottend mit dem Finger auf uns Zeigen und einen diabolischen Siegestanz in einer sicheren Entfernung von 1,5 Metern zum Besten geben. Das sind schon ziemlich verrückte Zeiten aktuell, deren Ende noch nicht in Sicht ist. „COVID-19“ & „Lockdown“ dürften bereits jetzt die absoluten Favoriten auf den Titel Unwort des Jahres sein. Aber was willste machen? Dieser Virus ist einfach ein verdammter H****S***. Es wird sich zeigen, ob sich dieser neben Pest, Cholera, der Spanischen Grippe und Aids etc. in die Liste der „Großen“ einreiht, aber ungefährlich ist es definitiv nicht. Es ist ein wildes Jahr in dem Menschen darüber diskutieren, ob man alte Menschen und Risikogruppen einfach wegsperren kann, weil Party-Peter weiterhin ausgelassen feiern möchte und Chemtrail-Gabi im Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes einen Ansatz einer Diktatur erkennt. Abseits der Pandemieproblematik wurde jetzt auch noch Chemnitz zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 gewählt. Dein Ernst 2020? Irgendwann reicht es wirklich!
Letztendlich kann schonmal behauptet werden: Wäre das Jahr 2020 ein Spielzeug, so wäre es wohl ein mit Stacheldraht umwickelter Hula-Hoop-Reifen.
Dabei ging es sportlich gesehen so gut los…
Im Januar gewann die Dritte in Littfeld die heißersehnte Schubkarre. Die folgende Vorbereitung lief tadellos. Unsere Defensive glich einem Bollwerk, das Mittelfeld strotze vor Kreativität und der Sturm traf ausnahmsweise das Tor. Eine Galavorstellung legte das selbsternannte Auffanglager für gescheiterte Existenzen am Karnevalssamstag im Testspiel gegen die Spielvereinigung Kredenbach/Müsen hin, welche mit 6:1 vom Platz gefegt wurde. Am Abend ließ sich dann jeder beim Schönauer Karneval noch einmal so richtig gehen, bevor uns allen einige Tage später das große Pandemieschicksal mit dem dicken Vorschlaghammer in die Fresse haute!
Der erste Lockdown bedeutete eine lange Pause und das vorzeitige Ende der Saison 19/20, was zur Folge hatte, dass die Elf vom Hillmicker „Flockenberg“ aufstieg. Mit dieser Truppe war der Aufstieg wohl absehbar, wenngleich er uns auch eher peripher tangierte.
Erfreulicher war da die Tatsache das die Dritte Mannschaft vom VSV Wenden den Sprung in die C-Kreisliga geschafft hat. Bedeutete: Endlich wieder das „wahre“ El Classico gegen eine durchweg sympathische Mannschaft aus der Nachbarschaft.
Gut, der Ball ruhte also vorerst, was manchen entgegenkam, aber auch dem ein oder anderen zur Weißglut brachte. Das Klischee besagt, dass Kreisligafußballer den Fußball nicht so ernst nehmen und den Sport hauptsächlich dafür nutzen um sich das ein oder andere Bier reinzuorgeln. Was soll ich sagen…? Ganz abwegig ist das ja nicht. Jedoch hatten auch wir als Jugendspieler mal große Träume. Wollten groß rauskommen, in der Bundesliga spielen und die deutsche Meisterschaft gewinnen. HAHA…AM ARSCH! Jeder sollte wissen, dass es im Leben der meisten Kreisligafußballer genau zwei simple Phasen gibt. In der ersten Phase glaubt der Spieler, dass er Profifußballer werden würde und in der zweiten Phase erzählt genau der Spieler allen Leuten warum das wegen einer Random Sportverletzung mit 15 Jahren nicht geklappt hat. Tschüss Karriere, Hallöchen Gerstensaft! Trotzdem ist nichts auf dieser Welt so ehrlich wie der Kreisligafußball.
Es war Juli, als das Aushängeschild des RWH den Sportbetrieb wiederaufnahm. Offizieller Vorbereitungsbeginn war August, nachdem die Staffelleitung den Saisonstart 20/21 für September terminierte. Die Vorbereitung fiel etwas lasch aus, was keine Rolle spielte da die Akteure der Dritten sich auch in ihrer Freizeit mit ihrer Fitness und Kondition beschäftigen *Zwinkersmiley*. Personell hatte sich einiges getan. Der gesamte Betreuerstab legte die Arbeit nieder, um die Rolle als Unterstützer am Spielfeldrand sowie Kunden des Kioskpersonals wahrzunehmen. Silas F., leidenschaftlicher Bademeister und Schubkarrengewinner, übernahm den Posten. Als spielender Co-Trainer fungiert nun Ziege 2.
Auch auf dem Platz gab es Veränderungen. Fast alle Spieler der „alten Garde“ setzten sich zur Ruhe. Die ältesten/erfahrensten Spieler sind somit Ziege 1 und Wurm, wobei Ziege 1 grundsätzlich mittwochs und sonntags Schicht hat und Wurm so beweglich ist wie eine ungekochte Lasagneplatte. Hinzugestoßen ist eine Hand voll Jugendspieler. Besonderheit an dieser Stelle: Neuzugang „Taube“ ist der Bruder vom eingesessenen Hafen. Aus der Bezeichnung „Twins“ oder „die Kinkels“ wurde zuletzt irgendwann die Bezeichnung „Twinkels“ oder „Die Twinkelbrüder“, was sich meiner Meinung nach anhört wie ziemlich fiese Superschurken aus einem alten Westernstreifen. („Verdammt! Die Twinkelbrüder sind wieder in der Stadt!“)
Am ersten Spieltag traf die somit stark verjüngte Dritte Mannschaft auf den FC Spielfrei. Wie auch in den letzten Spielzeiten ein herrliches Fußballwochenende. Hier möchte ich nochmal auf das zu Beginn erwähnte Klischee verweisen, woraus sich jeder den Verlauf des Wochenendes bestens vorstellen kann.
Wir starteten somit am zweiten Spieltag in die Saison. Auf’m Nocken stand die Löffelbergelf dem Aufsteiger aus Wenden gegenüber. Wenn auch hart umkämpft, war es ein harmonisches Derby welches mit 2:1 gewonnen wurde.
Die zweite Begegnung gegen den TSC Olpe verloren wir zurecht, gleichwohl etwas unglücklich mit 1:3. Nach guten 50 Minuten ging der RWH in Führung, stellte dann das Fußballspielen komplett ein und ließ sich überrennen. Schenkt man den Zuschauern glauben, soll es von draußen „gar nicht so schlecht“ ausgesehen haben. Tja, Pech! Verloren ist verloren. TSC Olpe gilt in Expertenkreisen allerdings auch als einer der Aufstiegsfavoriten, so wie unser nächster Gegner.
Es folgte am 27.09 das Auswärtsspiel in Listertal gegen deren erste Mannschaft, welche seit Jahren das klägliche Scheitern am B-Kreisligaaufstieg konsequent durchzieht. Es war ein kleines Skandalspiel. Noch nie habe ich es erlebt, dass Zuschauer im Alter zwischen 30 – 60 Jahren eine Gästemannschaft so niveaulos beleidigen. Mittendrin ein etwas jüngerer halbstarker Lauch, welcher (so wurde es mir zugetragen) ebenfalls Spieler von Listertal ist. Begleitet wurde dieser Lappen (Und wir wissen alle, dass man aus einem Lappen kein Handtuch machen kann) von seiner Freundin, welche ihm scheinbar Superkräfte verlieh, die im allgemeinen Sprachgebrauch auch als „pubertierendes Imponierverhalten“ bekannt sind. Diese wandelnde Personifikation des Nichts stieg in die Beleidungsarien der anderen Gestalten mit ein. Einfach ein trauriges Bild, gemalt aus der puren Verzweiflung, Wut und Trauer der Heimfans. Gerüchten zufolge ausgelöst durch das MK-Kennzeichen. Sind wir von Listertal eigentlich in dieser Form nicht gewohnt. Wie anstrengend es wohl für diese armen Geschöpfe sein muss jahrelang in diesem Wartezimmer des Lebens herumzusitzen und ihre so unausgegorenen und unumstößlichen Meinungen in die Welt herauszuposaunen, die sich nicht dafür interessiert. Man hätte diesen „Fans“ noch stundenlang zuhören können, sofern der feste Vorsatz im Raum gestanden hätte sich bleibenden Gehirnschäden zuzufügen.
Das Spiel verloren wir 6:1. Erwähnenswert: Bis zur 66. Spielminute stand es 0:0. Wer jetzt 1 und 1 zusammenzählen kann, dem fällt sofort auf, dass wir uns innerhalb 24 Minuten 6 Eier gefangen haben. Musste auch erstmal schaffen.
Bereits eine Woche später, schlug die Zweitvertretung des RSV Listertal am Löffelberg auf. Eine deutlich humanere Truppe, die nicht an einer so unmenschlichen Selbstüberschätzung leidet wie deren Erste. Die Leistung unserer Dritten war unterirdisch. Zudem war der Kader stark dezimiert, da Ziege 2 am Vortag seinen Geburtstag feierte und diese Feier mit einem parallel zum Spiel laufenden Frühschoppen weiter zelebriert wurde. Es war ein schlechtes Spiel. Ein Spiel wie eine schüchterne Domina. Fesselte einfach nicht! Und ich nehme es vorweg: Die kommenden Spiele sollten nicht unbedingt besser werden. Am Ende stand es 1:1, wodurch die Zweite des RSV Listertal den ersten Punktgewinn verbuchen konnte.
Nach einem weiteren spielfreien Wochenende war die Arni-Elf zu Gast im Brachtpetal bei der SPVG Iseringhausen. In Folge eines guten Beginns verfiel unsere Truppe in alte Muster und zeigte eine überschaubare Leistung. Iseringhausen präsentierte sich an diesem Tag auch nicht von der besten Seite, erarbeitet sich jedoch die ein oder andere Torchance, welche ungenutzt blieben. Als das Glück in der Suppe lag, hat Iseringhausen scheinbar eine Gabel benutzt. So kam es, dass das nach einer sehenswerten Hereingabe in den Strafraum Joschua Morbach zur Stelle war und den Ball mustergültig im gegnerischen Gehäuse unterbrachte. Nach seinem Tor blieb dieser allerdings bescheiden, denn er weiß, dass Frauen nicht auf Angeber stehen. Deshalb trägt er im Übrigen auf seiner Badehose auch nur das Bronze-Schwimmabzeichen, obwohl er auch Silber hat.
Am siebten Spieltag trafen wir bereits samstags auf heimischen Geläuf auf den FC Olpe 2019. Auch wenn sich viel vorgenommen wurde, war es ein Spiel zum Weglaufen. Die Taktikfüchse Arni A. und Ziege 2 hatten sich eine so schöne Strategie zurechtgelegt, aber es war…ja wie soll ich das beschreiben?
Wenn man Lego, Duplo, Playmobile und Holzklötzchen in einer Box aufbewahrt und dann alles auf dem Teppich ausgekippt, dann sollte eine relativ akkurate Darstellung des vom geplanten abweichenden Spielsystems erkennbar werden. Alles etwas chaotisch. Die Führung der Gäste zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde durch Maurice Solbach egalisiert, die Punkte somit geteilt.
Ende Oktober dann zum zweiten Mal die Hiobsbotschaft: Lockdown. Der Fußballbetrieb setzt vorerst bis Ende November aus. Die Fortführung im Dezember bleibt offen. Ob diese Entscheidung der Regierung richtig ist oder falsch, da gehen die Meinung so weit auseinander wie die Beine einer Pornodarstellerin. Müssen wir jetzt so hinnehmen.
Und nun? Nun versucht jeder irgendwie die Zeit totzuschlagen, hoffend, dass im Dezember der Alltag halbwegs zur Normalität zurückkehren wird (Wenn es überhaupt als Normalität betitelt werden kann). Der eine lässt sich gehen, der andere hält sich fit. Erzählungen zufolge versucht sich der Coach Arni Achtung an einer Diät, welche er in einem Tagebuch dokumentiert. Aus unseriösen Quellen konnte folgender Eintrag geleakt werden:
Diät Tagebuch
18:32 Uhr: Bisher gut durchgehalten
23:50 Uhr: Familien-Pizza bestellt
00:07 Uhr: Aber nicht ganz aufgegessen
00:42 Uhr: Doch
Jetzt sitzt man zu Hause und starrt Löcher an die Wand. Schwelgt in Erinnerung an all das, was jetzt untersagt ist. Es ist langweilig!
Mal schauen…ich glaube ich kaufe mir die Tage einen Hula-Hoop-Reifen.
Bleibt gesund ihr kleinen Racker!
Grüße gehen raus