Landesliga: RW Hünsborn – SC Neheim 1-2
Spielbericht Siegener Zeitung von Werner Leemreize
Neheim in Hünsborn gnadenlos effektiv
Fußball-Landesligist unterliegt Spitzenreiter 1:2 / Schmerzhafte Verletzung auf Eisenplatte
Diese Niederlage schmerzt. Aber sie hinterlässt keine tiefen Wunden. Und weil sich alle negativen Aspekte in einem überschaubaren Rahmen summieren ließen, konnte Landesligist RW Hünsborn die 1:2 (0:2)-Heimniederlage gegen Spitzenreiter SC Neheim schnell zu den Akten legen.
Stark gespielt, leider nichts gewonnen, lautete das kurze Fazit. ,,Alles gut, es gibt keinen Ansatz zur Kritik“, resümierte denn auch der Hünsborner Trainer Andreas Waffenschmidt nach den unterhaltsamen wie abwechslungsreichen eineinhalb Stunden, die mit einer Gedenkminute für die Terroropfer von Paris begonnen hatten.
Der Coach hatte eine Partie erlebt, in der der Tabellenführer eindrucksvoll dokumentierte, warum er seit 13 Spielen in Folge ungeschlagen und wahrscheinlich in die Rolle des letztjährigen souveränen Meisters SpVg Olpe schlüpfen wird. Das größte Plus des Ligaprimus an diesem Nachmittag: die Effektivität. Zwei Chancen, zwei Tore – besser geht es nicht. Meisterlich, eben.
Emil Mersovski schlenzte aus 20 Metern Entfernung unhaltbar zur Führung ein (34.), Akhim Seber verwandelte eine mustergültige Flanke von Jonas Schmidt volley zum 2:0 (36.). Zwei wunderschöne Treffer. ,,Das waren zwei Sonntagsschüsse, die man nicht jeden Spieltag sieht“, staunte auch der Hünsborner Stürmer Marius Uebach. ,,Man hätte applaudieren können, wenn es keine Gegentore gewesen wären“, ergänzte Waffenschmidt.
Noch betrüblicher aus seiner Sicht: Die Hünsborner lagen innerhalb von nur 98 Sekunden mit 0:2 zurück. Ein fast nicht aufholbarer Nachteil gegen eine Spitzenmannschaft. Doch die Rot-Weißen zeigten Moral und kämpften bis zum Umfallen. ,,Kompliment an die Hünsborner. Sie haben uns alles abverlangt“, lobte daher auch der Neheimer Trainer Alex Bruchhage. Aber: Im Gegensatz zu den Neheimern nutzten die Hausherren ihre hochkarätigen Möglichkeiten nicht. Zweimal Sebastian Braas (30. und 68.) sowie einmal Daniel Wäschenbach (90.) vergaben die besten.
Auf der anderen Seite hätten die Neheimer mehrmals nach blitzschnellen Kontervorstößen durchaus mit 3:0 in Führung gehen können. Ein Unentschieden hätte deshalb nicht unbedingt in Einklang mit dem Gerechtigkeitssinn neutraler Beobachter gestanden. Geschwächt wurden die Gäste durch die nicht alltägliche Verletzung von Jonas Schmidt, einer der besten SC-Akteure. Der Stürmer rutschte kurz vor der Pause über die metallische Abdeckplatte an einer Eckfahne und zog sich eine tiefe Fleischwunde am linken Knie zu. Er verließ vorzeitig die Weber-Haus-Arena und musste im Krankenhaus behandelt werden. Für ihn spielte im zweiten Durchgang Georg Voß.
Vom Rande der Bande hinter die Bande musste nach 56 Minuten Andreas Waffenschmidt. Er sollte Schiedsrichter Björn Sauer aus Netphen beleidigt haben. ,,Ich war es nicht“, beteuerte der Hünsborner Coach und steuerte nach dem Abpfiff schnurstracks in die Kabine der Unparteiischen, um den Vorfall zu klären.
Nach Informationen der Siegener Zeitung hat der Spielleiter tatsächlich den Falschen erwischt. Sei’s drum: 248 Zuschauer, darunter elf Sympathisanten des SC Neheim aus der Lampenstadt, sahen nicht nur das Anschlusstor von Dennis Ermin auf Vorlage von Henrik Blecker (75.) und somit eine spannungsreiche Schlussphase, sondern eine attraktive Begegnung über die gesamten 90 Minuten. Trotz des Sieges und der Superserie von 13 ungeschlagenen Spielen in Folge wollte Alex Bruchhage aber (noch) nichts vom Meistertitel wissen. Nur so viel: ,,Wir sind für jede Mannschaft der unangenehmste Gegner der Liga.“ Das weiß seit Samstag auch RW Hünsborn.
RW Hünsborn – SC Neheim 1:2 (0:2) ■ Aufstellung Hünsborn : Wurm – Thomas Alfes (73. Wäschenbach), Salzmann (62. Schlemper), Ermin, Blecker – Jung, Mayer, Strunk (79. Knott), Stein – Braas – Uebach ■ Tore : 0:1 Mersovski (34.), 0:2 Seber (36.), 1:2 Ermin (75.) ■ Zuschauer : 248.
Spielbericht www.derwesten.de von Lothar Linke
Hünsborn verlangt Neheim alles ab
Und es passt ins Bild, dass der Gastgeber Rot-Weiß Hünsborn just da eiskalt erwischt wurde. Obwohl er das Landesliga-Spiel gegen den souveränen Spitzenreiter und frischgebackenen Herbstmeister SC Neheim völlig offen gestaltete, trafen ihn zwei Tore innerhalb von zwei Minuten ins Mark.
Zwei Tore, die er nicht mehr aufholen sollte. Letztlich reichte es für die Hünsborner nur noch zum 1:2-Anschlusstor durch Dennis Ermin in der 75. Minute, was dann auch der Endstand war.
Der entscheidende Doppelschlag datiert aus der 34. und 36. Minute. Da brachten Emil Mersovski und Akhim Seber die Hünsborner mit 0:2 ins Hintertreffen. Zwei Treffer aus dem Nichts. Aber gleichwohl zwei Kunstwerke, das mussten auch diejenigen anerkennen, die es eher mit den Hünsbornern hielten. „Die Tore muss man erstmal so schießen,“ sagte RWH-Trainer Andreas Waffenschmidt dann auch nachher.
Das 0:1 war ein platzierter Schuss aus 25 Metern. Gegen den hatte RWH-Torwart Tobias Wurm, so lang er sich auch streckte, keine Abwehrchance.
Dem 0:2 ging eine Rechts-Flanke von Jonas Schmidt voraus. Die zog sich über den gesamten Strafraum hinweg. Links wartete Akhim Seber und drosch die Kugel unhaltbar für Tobias Wurm ins Netz. Besser kann man den Ball nicht treffen – allerdings konnte Seber auch völlig ungedeckt ausholen.
„Ärgerlich“ fand Hünsborns Kapitän Andreas Mayer diesen Spielverlauf. „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und kriegen dann diesen Fernschuss aus 25 Metern.“
In der Tat war kaum ein Unterschied zwischen dem Liga-Fünften Hünsborn und dem seit zwölf Spielen unbesiegten Tabellenführer SC Neheim zu erkennen. Statt auf Neheimer Aktionen zu reagieren, ergriffen die Rot-Weißen selbst die Initiative und verzeichneten viele erfolgreiche Balleroberungen in der Neheimer Spielhälfte.
Weil aber die Innenverteidigung des Spitzenreiters gut stand, entstanden aussichtsreiche Hünsborner Angriffssituationen zumeist über außen. So, als Sebastian Braas den Neheimer Schlussmann Ricardo Alves vor dem Seitenwechsel – und vor dem 0:1 – zweimal prüfte; zunächst mit einem Kopfball aus kurzer Distanz, dann mit einem Schuss aus spitzem Winkel.
Alex Bruchhage, Trainer des SC Neheim, hatte seine Mannschaft auf einen schweren Gang vorbereitet. „Es gibt keine Angstgegener, aber Gegner, die uns fordern, die sehr zweikampfstark sind,“ sagte er und meinte Hünsborn damit. Da gelte es, gegenzuhalten, „und zu zeigen, was wir fußballerisch können. Und das haben wir in einigen Szenen ja auch gezeigt.“
Zur Pause musste der SC Neheim einen Rückschlag wegstecken. Sein Top-Torjäger Jonas Schmidt, bislang 17 Mal in dieser Saison erfolgreich gewesen, humpelte mit einer Platzwunde am Knie in die Halbzeitpause. Für ihn kam Georg Voß, in der Vorsaison zwölffacher Torschütze für den SV Hüsten 09 in der Landesliga. Trotzdem trat das ein, was RWH-Kapitän Andreas Mayer außerdem ärgerte: „In der zweiten Halbzeit hatte Neheim doch nur noch eine Chance.“
Anders die Hünsborner, die mit fortschreitender Spielzeit immer stärker auf eine Aufholjagd drängten. Und die wäre auch fast eingetreten. Denn in der 72. Minute vergab Sebastian Braas mit einem Schrägschuss die große Chance zum 1:2. Das gelang dann Abwehrspieler Dennis Ermin. Marius Strunk hatte den Ball schön auf Henrik Blecker durchgesteckt, dessen flache Hereingabe drückte Ermin über die Linie.
Ein haarsträubender Querpass in der Hünsborner Abwehr eröffnete Georg Voß in der Schlussminute noch die Riesenmöglichkeit zum Neheimer 3:1, doch Tobias Wurm verhinderte es mit den Fingerspitzen – es war die Gästechance, auf die Andreas Mayer angespielt hatte.
Andreas Waffenschmidt war nachher „zufrieden“ mit der Leistung seiner Mannschaft: „Wir sind ein sehr guter Gegner gewesen.“