Landesliga: RW Hünsborn – FC Altenhof 3-2
Spielbericht Siegener Zeiung von Werner Leemreize
Hünsborn glückt die Revanche
Rot-Weiße gewinnen packendes Derby gegen Altenhof mit 3:2 / Gelb-Rot für Mayer
„Altenhof vor Hünsborn – das ist revidiert.“
Dieses leidenschaftliche Derby hatte nur Sieger. Obwohl RW Hünsborn das prickelnde Nachbarduell gegen den FC Altenhof nach Toren mit 3:2 (1:0) für sich entschied, durften sich am Ende beide Kontrahenten als Sieger fühlen. Grund: Die Fußball-Landesligisten der Gemeinde Wenden hatten zu gleichen Teilen dazu beigetragen, dass sich die sportliche Auseinandersetzung in der 2. Halbzeit zu einem sehenswerten Ereignis entwickelte.
Alle 303 Ball-Freunde, die die Partie live erlebt hatten, durften also zufrieden die Weber-Haus-Arena verlassen. Danach sah es zunächst nicht aus, denn in den ersten 45 Minuten wurde nicht Fußball gespielt sondern Fußball gekämpft. Verbissene Zweikämpfte, hitzige Laufduelle und einfache Abspielfehler prägten die Szenerie, so dass es bis zur Pause nur ein kleines Glanzlicht in Form des Führungstores der Gastgeber durch einen Kopfball von Andreas Mayer nach Freistoß von Steffen Hatzfeld zu bewundern gab (38.). Mehr nicht.
Dafür entschädigte der Auftritt der beiden Mannschaften nach dem Wechsel für spielerische Defizite zuvor. „Das war bei weitem nicht unser bestes Heimspiel“, bilanzierte zwar der Hünsborner Trainer Andreas Waffenschmidt, doch es war das spannendste. Nicht zuletzt deshalb, weil der Aufsteiger gegen die favorisierten Hausherren mutig auftrat und über weite Strecken sogar mit ihnen auf Augenhöhe kickte.
,,Ich hätte gerne einen Punkt mitgenommen“, gestand der Altenhofer Coach Oliver Mack, „aber uns fehlte ein kleiner Tick. Schade.“ „Wir waren nah dran und haben unnötig verloren“, ergänzte der 1. Vorsitzende, Frank Stahl, der aber mit Blick auf die Jahresbilanz anmerkte: ,,24 Punkte, 13 Punkte vor einem Abstiegsplatz – wer hätte das gedacht?“
Keine Frage: Der Neuling geht glücklich in die Winterpause. Trotzdem: In Hünsborn rückte ein Punktgewinn für ihn in greifbare Nähe, als nach dem Ausgleich von Matej Kustura (47.) und der erneuten Hünsborner Führung durch Sebastian Braas (65.) die spektakuläre 75. Minute anbrach. Andreas Mayer foulte den ehemaligen Hünsborner Jens Becker, der daraufhin etwas ausgefallen fiel. Foulelfmeter und, weil Mayer schon verwarnt war, die Gelb-Rote Karte für den Hünsborner! „Regelkonforme Entscheidung“, urteilte Waffenschmidt. Mayer beschwerte sich jedenfalls in dieser Szene heftig bei Schiedsrichter Michael Sahm (Burbach) und begründete später im Gespräch mit der Siegener Zeitung: „Vorher gab es ein klares Foul an mir.“
Protest zwecklos: Altenhof verwandelte den Strafstoß durch Kevin Becker sicher und spielte fortan in Überzahl. Alles sprach nun für die Altenhofer, doch das entscheidende Tor gelang den Hünsbornern. Und was für eins. 84. Minute: der pfeilschnelle Marius Uebach setzt sich auf der rechten Seite durch, passt hammerhart in die Mitte, wo Sebastian Braas dynamisch und unaufhaltbar in den Ball grätscht und das Spielgerat im Winkel des Tores versenkt. Klasse. Sehenswert und lehrreich zugleich.
,,Dass wir in Unterzahl gewonnen haben, macht die Sache noch schöner“, sagte Waffenschmidt und erinnerte sich an die Schlagzeile der Siegener Zeitung vom 30. November, als sein Gegenüber Oliver Mack festgestellt hatte: „Ich glaube, wir stehen vor Hünsborn…“ Der sonntägliche Konter von Waffenschmidt: „Altenhof vor Hünsborn – das ist revidiert. Mindestens für die nächsten acht Wochen.“ Was dann kommt, steht in den Sternen. Ein neues Nachbarduell ist jedenfalls bis zum Saisonende nicht dabei. Kurios: Das Rückspiel endete wie das Hinspiel: 3:2. Und wie sagte noch Andreas Waffenschmidt: „Jeder hat sein Heimspiel gewonnen – alles gut.“
Spielbericht www.derwesten.de von Lothar Linke
Hünsborn trotzt Rückschlägen und siegt 3:2
Was zunächst sehr zäh begann, wurde später gewürzt mit fünf Toren, einem Platzverweis, einem Elfmeter und 300 Fans, die richtig mitgingen.
Mit dem 3:2 (1:0)-Sieg am Sonntag drehten die Hünsborner das Hinspielergebnis exakt. „Jetzt hat jeder in seinem Hinspiel die drei Punkte geholt,“ freute sich RWH-Trainer Andreas Waffenschmidt.
Sebastian Braas war der Schütze des entscheidenden Tores. Sehenswert war die Vorbereitung: Marius Uebach hatte sich zuvor außen gegen drei Altenhofer durchgesetzt und eine Klasse-Flanke auf den Torschützen geschlagen. Als er traf, brach Riesenjubel unter dem Klubhaus-Vordach los. Jetzt war richtig Derbystimmung, eine Atmosphäre, die Lust auf mehr macht im nächsten Jahr.
Mack: Hätten den Punkt gern mitgenommen
Vor allem gefiel Waffenschmidt die Art und Weise, wie seine Elf sich den Sieg holte: Sie kassierte den Elfmeter, dann die Gelb-Rote Karte, das 2:2 und gewann dennoch. Andreas Waffenschmidt: „Wir sind trotzdem im Spiel geblieben. Darauf muss man einfach stolz sein.“
Auch sein Gegenüber Oliver Mack machte nicht wirklich einen unzufriedenen Eindruck. „Wir hätten den Punkt gern mitgenommen,“ gab er zu, „es ist natürlich ärgerlich, in Überzahl zu verlieren.“
Wer erst nach einer halben Stunde in der Hünsborner WeberHaus-Arena eintraf, hatte kaum etwas verpasst. Beide Mannschaften neutralisierten sich weitestgehend, heraus kam ein ereignisarmes Spiel.
Kusturas Kunstschuss
Das änderte sich mit dem ersten Tor. Kapitän Steffen Hatzfeld schlug einen Freistoß in den Strafraum, am langen Posten stand Andreas Meyer und nickte die Kugel ein. Ein vermeidbarer Treffer, Meyer hätte in dieser Situation nicht so frei stehen dürfen.
Dass noch schwere 45 Minuten vor ihnen liegen würden, ahnten die Hünsborner. Nicht aber, dass sie schon zwei Minuten nach Wiederbeginn den Ausgleich hinnehmen mussten. Matej Kustura setzte RWH-Torwart Tobias Wurm einen Kunst-Freistoß ins Netz.
Der Treffer leitete eine starke Altenhofer Phase ein, die Führung aber gelang wiederum den Gastgebern, Sebastian Braas erzielte in der 68. Minute das erste seiner zwei Tore des Tages.
Doch jetzt bekam auch Schiedsrichter Michael Sahm aus Burbach Arbeit. Der Unparteiische leitete sein letztes Spiel und wurde vor dem Anpfiff von seinem Kreis-Obmann Ulrich Neus verabschiedet. Zwei Gelbe Karten verteilte er innerhalb von 60 Sekunden gegen Andreas Mayer und Henrik Blecker – wobei die Erstgenannte folgenschwer werden sollte. Nämlich in der 76. Minute. Da brachte Mayer den Altenhofer Stürmer – und Hünsborner Jungen – Jens Becker mit einem Griff an die Schulter im Strafraum zu Fall. Kevin Becker verwandelte den Elfmeter sicher zum 2:2. „Der Gegner schießt zweimal aufs Tor, zweimal mit Standartsituationen,“ war der einzige Kritikpunkt, den Andreas Waffenschmidt an diesem Tag äußerte.
13 Punkte-Polster
Trotz wechselhaften Spiels schien das Unentschieden klar zu sein. Doch dann kam die 84. Minute und die tolle Kooperation zwischen Uebach und Braas, die den Hünsbornern nun zur Winterpause eine Punktausbeute von 28 einbrachte. Eine prima Bilanz – so wie in den zwei Jahren zuvor ebenfalls. Nur hofft man nun im Hünsborner Lager, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Konkret: Dass man in der Rückrunde nicht wieder so abbaut. 2013/14 holte Hünsborn nach der Winterpause nur noch 13 Punkte und 2014/15 gar nur zwölf.
Mindestens genau so zufrieden gehen die Altenhofer in die Winterpause. Als Aufsteiger werden sie auf Platz 9 überwintern, mit einem satten Polster von 13 Punkten auf die Abstiegsplätze. „Die Welt geht nicht unter,“ so kommentierte Oliver Mack dann auch die Niederlage, 24 Landesliga-Punkte sind eine glänzende Bilanz. FCA-Vorsitzender Frank Stahl brachte es auf den Punkt: „Wer hätte das gedacht? Man muss den Jungs ein großes Kompliment machen.“