Erste verliert in Olpe
Das war mal ein richtig packendes und auch ein richtig gutes Landesliga-Spiel. Zudem vielleicht das letzte Match 2020 auf dem Rasen des Olper Kreuzbergs, auf dem meist von Ostern bis Oktober gespielt wird, dessen Rasen aber nach den rassigen 90 Minuten „Kampfspuren“ aufwies. Wie auch die Spieler in schwarz und weiß: Nach dem aufopferungsvollen Kampf hockten die geschlagenen Hünsborner enttäuscht auf dem Rasen. Und selbst die siegreichen Olper waren zu platt, um das 4:2 ausgiebig zu feiern.
Immerhin war es eine klare Ansage an die Landesliga, dass man auf dem Kreuzberg zur Attacke auf die Top-Plätze bläst. 150 Zuschauer mit 150 Masken sahen den Sieg der reiferen Mannschaft, die über das spielstärkere Mittelfeld verfügte. Bei den Platzherren führte die Achse um den kleinen Talha Varli, um Nicolas Buchen und um den quirligen Dreh- und Angelpunkt Jan Germann gekonnt Regie, dazu besaß die Truppe in Jannik Buchen und dem schnellen Maximilian Wüst auch den gefährlicheren Sturm, der noch etliche „Hochkaräter“ liegen ließ.
Und es hatte furios begonnen. Standard-Spezialist Nicolas Buchen zirkelte in der 4. Minute einen Freistoß rechts an der nicht optimal postierten Mauer vorbei zum 1:0 ins leere Toreck. Doch Hünsborn attackierte im Mittelfeld konsequent und fand die Pässe in die Tiefe. In der 11. Minute servierte Lukas Dettmer feinfühlig von links, und kein Olper passte auf Luca Künchen auf, der per Kopf ausglich. Michel Schuchert veredelte den Ausgleich nur zwei Minuten später mit einem satten Linksschuss zur 2:1-Gästeführung.
Nach dieser wilden Anfangsphase mussten sich Zuschauer, Trainer und auch die Akteure erst einmal neu sortieren: „Was geht denn hier ab?“ RWH-Trainer Timo Schlabach bemängelte, dass „wir in dieser Phase keine Ruhe in unser Spiel bekommen haben“. So rüttelte und schüttelte sich die Heimmannschaft und drehte gegen Ende der 1. Halbzeit furios auf. Erst klärte Nick Schultze auf der Linie gegen Maximilian Wüst, der zuvor Keeper Jannik Freund umspielt hatte. Doch beim folgenden Eckball mogelte sich Jan Germann durch die rot-weiße Abwehr und köpfte zum 2:2 ein. Als dann Wüst in der hektischen Nachspielzeit im Strafraum gefoult wurde, vollstreckte SpVg-Kapitän Jannik Buchen sicher mit seinem 10. Saisontreffer – das Spiel war wieder gedreht!
Nach dem Seitenwechsel waren die Hünsborner zwar um den Ausgleich bemüht, aber die klareren Aktionen gingen weiter von den „Schwarzen“ aus. Einen der vielen sehenswerten Konter lenkte Varli auf Jannik Buchen, der zwar an Freund scheiterte, doch im Nachschuss nutzte Maximilian Wüst endlich auch mal eine seiner Chancen zum 4:2 (73.)
Doch wer nun geglaubt hatte, der „Drops“ sei gelutscht, täuschte sich: Nach einem Freistoß von rechts in der 80. Minute und einem Kopfball Steffen Freitags stand es 3:4 – oder etwa doch nicht? Freitag und SpVg-Torhüter Alexander Franke lagen auf dem Boden und der Schiedsrichter pfiff die Situation wegen Torwartbehinderung zurück.
„Meine Jungs haben die Qualität, aber das ist ein Lernprozess. Wir machen noch zu viele Flüchtigkeitsfehler, leisten uns zu viele Abspielfehler. Ich bin aber stolz auf die enorme Lauf- und Kampfbereitschaft meiner Mannschaft“, befand Trainer Timo Schlabach, der sich – ganz derby-like – auch einige verbale Scharmützel mit den Olper Zuschauern und dem Trainer-Gespann leistete.
Die konnten sich am Ende einen Schuss mehr Gelassenheit leisten. Trainer Ottmar Griffel: „Wir haben verdient gewonnen, weil wir ein klares Chancenplus auf unsere Seite hatten.“ Zur wilden Anfangsphase bemängelte der Coach, dass „wir schon häufiger mal die Balance verloren haben. Aber wird sind gut zurück gekommen“. Zur Lage in der Liga, in der seine Mannschaft gemeinsam mit Aufsteiger Lüdenscheid aufrückte und nun hinter dem überragenden Spitzenduo Platz 4 belegt, meinte Griffel: „Unter die ersten Fünf zu kommen, ist unser Ziel. Ich glaube auch die Zuschauer haben das gesehen und werden wieder kommen.“