Tristesse am Löffelberg
Andreas Waffenschmidt saß nach dem Schlusspfiff alleine auf der Trainerbank und starrte minutenlang ins Leere. Der Trainer von Fußball-Landesligist Rot-Weiß Hünsborn benötigte offenbar einige Momente, um das gerade gesehene zu verarbeiten. Dann trottete der RWH-Übungsleiter in Richtung Umkleidekabine und meinte: „Ich habe keine Erklärung für dieses Spiel. Unsere zweite Halbzeit war eine Katastrophe. Dafür schäme ich mich.“In der Tat lieferten Waffenschmidts Schützlinge beim 0:4 (0:1)-Debakel gegen den TuS Erndtebrück 2. einen wahren Offenbarungseid ab. Ein Auftritt, der viele Fragen aufwirft und die 63 tapferen Zuschauer am Hünsborner Löffelberg in kollektive Schockstarre versetzte. „Die erste Hälfte war in Ordnung, da waren wir besser. Nach dem 0:2 sind wir aber auseinander gefallen. Viel mehr kann ich heute nicht dazu sagen“, resümierte ein sichtlich mitgenommener Waffenschmidt den erschreckenden und indisponierten Auftritt seiner Mannschaft.Dabei hatte nach der 0:4-Klatsche zum Restrunden-Auftakt beim FSV Werdohl alles besser werden sollen in Hünsborn. Tatsächlich fanden die Gastgeber gut hinein in die Partie gegen die Erndtebrücker Reserve, kamen durch den Kopfball von Stürmer Marius Uebach früh zu einer dicken Torchance (10.). Dennis Ermin scheiterte zudem im Eins-gegen-Eins-Duell an TuS-Torwart Alexander Barth (20.). „Das war es dann aber auch. Danach haben wir praktisch keine Torchancen des Gegners mehr zugelassen“, resümierte Erndtebrücks spielender Trainer Michael Müller. Kurz vor der Pause zog der Gast aus dem Wittgensteiner Land durch Florian Bublitz sogar in Front (44.). Nach einer eigentlich bereits geklärten Situation ließ sich Hünsborns Christian Salzmann vom energisch nachsetzenden Enes Bilgicli den Ball abjagen, RWH-Torhüter Tobias Wurm unterlief die Flanke von Lars Birlenbach – Bublitz bedankte sich und lenkte die Kugel zum 0:1 über die Linie.
Wer nun gedacht hatte, dass die Gastgeber wütend aus der Kabine kommen und auf den Ausgleich drängen würden, sah sich dramatisch getäuscht. Die völlig mut- und kraftlosen Hünsborner spielten sich praktisch keine einzige Torchance mehr heraus und offenbarten in der Defensive schlimme Schwächen. Ein einfacher Doppelpass zwischen Tevin Wagner und Abbass Attiee reichte aus, um die indisponierte RWH-Abwehrkette auseinander zu hebeln – der gestern ganz stark aufspielende Attiee schob zum 0:2 ein (72.). Danach ergab sich Rot-Weiß ohne Gegenwehr seinem Schicksal. Der eingewechselte Johannes Hackenbracht schraubte mit seinem „Doppelpack“ (75./77.) das Ergebnis auf 0:4 in die Höh. Düstere Aussichten am Löffelberg: „Wenn man zwei Mal so verliert wie wir, stehen die Vorzeichen noch schlechter als in der Hinrunde“, konstatierte Waffenschmidt. In Hünsborn geht seit gestern wieder die Angst vor dem Abstieg um.
Schiedsrichter: Alessio Murrone – Zuschauer: 63
Tore: 0:1 Florian Bublitz (44.), 0:2 Abbas Attiee (72.), 0:3 Johannes Hackenbracht (75.), 0:4 Johannes Hackenbracht (77.)